Die öffentliche wie politische Debatte um den Klimawandel ist aktuell in vollem Gange: Nicht nur auf der kürzlich in Madrid zu Ende gegangenen 25. Weltklimakonferenz ging es um die globale Erderwärmung, deren Folgen sowie mögliche Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch bei uns in Nordrhein-Westfalen ist diese Thematik derzeit allgegenwärtig. Immer mehr Städte rufen den Klimanotstand aus, die Deutsche Umwelthilfe setzt vermehrt Diesel-Fahrverbote durch und die „Fridays-for-Future“-Bewegung ruft weiterhin zu wöchentlichen Klimastreiks auf.

Auch das  Elsa-Brändström-Gymnasium im Herzen der Stadt beschäftigt sich mit diesen Themen und möchte einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aus diesem Grund wird nun der seit mehreren Jahren brachliegende Dachgarten der Schule wieder reaktiviert. Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Fachbereichen schlossen sich mit der pädagogischen Leitung des Ganztages sowie der Schülervertretung zusammen und entwickelten gemeinsam mit der Schulleiterin Alice Bienk ein Konzept für eine zukünftige nachhaltige Nutzung des Dachgartens. „Die politische Dimension dieses Themas gerade in Form der öffentlichen Fridays-for-Future-Demonstrationen ist enorm wichtig“, sagt Alice Bienk. Man denke als Schule noch einen Schritt weiter und wolle die Jugendlichen in ihrem künftigen Handeln zu Nachhaltigkeit, Bewusstseinsbildung und Sachkenntnis anleiten.

Basierend auf diesem Konzept wurde in Kooperation mit der Stadt Oberhausen in den vergangenen Wochen zunächst der Dachgarten saniert, um künftig eine optimale und nachhaltige Nutzung der neu gestalteten Grünfläche zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der verantwortlichen Gestaltung von Schule als Lebensraum für Schülerinnen und Schülern und auf der Entwicklung eines Bewusstseins für nachhaltige klimaerhaltende Strukturen.  Das Fach Erdkunde, die integrierten Naturwissenschaften (5./6. Klasse), die Biologie (7. bis 12.Klasse) sowie der Ganztag und die Schülervertretung des ELSA haben den Garten in verschiedene Parzellen aufgeteilt und bewirtschaften diese künftig. Dabei steht nicht nur der fächerübergreifende Aspekt im Mittelpunkt, sondern auch die Möglichkeit, die Grünfläche als schulischen Lebensraum für die Schülerinnen und Schüler zu öffnen und eine gymnasiale Ergänzung und Vertiefung von Unterrichtsinhalten zu ermöglichen. Denn als einziges Oberhausener Gymnasium bietet das ELSA in Zusammenhang mit dem Dachgarten im WPII-Bereich das Fach Ökologie an. Die Schülerinnen  und Schüler sollen hierbei eigeninitiativ und praktisch Umwelt-, Natur- und Klimaschutz erfahren können und dadurch ein Umweltbewusstsein und ein Gespür für Nachhaltigkeit entwickeln.

So geht es etwa darum, einheimische Tiere und Pflanzen kennenzulernen und die Pflanzen im Zuge des „Urban Gardening“ selbst anzubauen, zu pflegen, zu ernten und anschließend zu verwerten. Auch werden Aspekte wie Kompostierung und Müllvermeidung im Zuge der Nachhaltigkeit behandelt. So soll die Lücke zwischen dem theoretischem Wissen über Aspekte der Nachhaltigkeit und einem nachhaltigem praktischen Handeln effektiv geschlossen werden.

Eine nachhaltige Bewirtschaftung des Dachgartens soll nicht zuletzt auch ein konstruktiver Beitrag zur Verbesserung des Klimas in der Innenstadt sein. Dabei geht es auch um den Schutz von Insekten, denn eines der fächerübergreifenden Projekte wird der Bau von Insektenhotels sein. Zudem strebt der Ganztag in Kooperation mit einer Oberhausener Imkerin an, ein Bienenvolk auf dem Dachgarten anzusiedeln und sogar eigenen „ELSA-Honig“ zu produzieren. Durch die Betreuung des Bienenstocks im Rahmen einer AG, die Pflege der Insektenhotels oder die Pflege der Pflanzen, die im Rahmen von Fachunterricht auch Unterrichtsgegenstände bilden, wird nicht nur eine gymnasiale sachlich-fachliche Progression gesichert, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler geschult — ganz getreu dem an die Klimastreiks angelehnten Motto der Ökologie-AG: „Die Freitage sind uns nicht genug!“