Schon am Eingang der Aula wird das Publikum – darunter auch zwei Grundschulklassen der benachbarten Brüder-Grimm-Schule – von gruselig geschminkten Schauspielern und coolen Sicherheitskräften mit Sonnenbrillen empfangen, die den Zuschauern bunte Fahnen und Kuscheltiere aushändigen, sodass diese sich plötzlich mittendrin befinden im von der Unter- und Mittelstufen-Theater-AG des Elsa zum Besten gegebenen Theaterstück „Orpheus Superstar“ und dem Hauptdarsteller Orpheus frenetisch zujubeln, als dieser kurze Zeit später die Konzert-Bühne betritt und zu rocken beginnt.

Das von den LehrerInnen Kerstin Backens und Sebastian Fendrich inszenierte und mit zwölf Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangsstufen 5 bis 8 mehrere Monate lang geprobte Theaterstück orientiert sich sehr frei an den Motiven der griechischen Sage von Orpheus und Eurydike und so kommt es, dass sich unter den zahlreichen weiblichen Fans des Superstars eine Art „Zickenkrieg“ entwickelt, weil alle dem umjubelten Rockstar besonders nahe sein möchten. Doch dieser hat offenbar nur Augen für die schüchterne Eurydike und widmet ihr sogar live auf der Bühne ein Liebeslied, was deren intriganter Freundin Leda natürlich gar nicht passt. Deren Egoismus und Besessenheit von Orpheus geht sogar so weit, dass sie sich nicht nur ein orthographisch leider völlig misslungenes Tattoo hat stechen lassen, sondern dass sie zudem ihre heimliche Freude nicht verbergen kann, als Eurydike von einer entlaufenen grünen Mamba tödlich gebissen wird.

Orpheus hingegen ist untröstlich über diesen Verlust, verfällt zeitweise dem Alkohol und beschließt schließlich, in die Unterwelt hinabzusteigen, um seine Eurydike dort wiedersehen zu können. Allerdings ist den Lebenden der Zutritt dorthin verwehrt und so muss Orpheus zunächst den Fährmann überlisten und anschließend noch Pluto, den Herrn der Unterwelt, von seinem Plan überzeugen. Als Orpheus jedoch den mit Pluto geschlossenen Pakt bricht, scheint er seine Eurydike nie mehr wiedersehen zu dürfen – doch dann kommt die vor Eifersucht und Enttäuschung rasende Leda, erschießt den Superstar und sorgt so unfreiwillig für ein Wiedersehen der sich Liebenden im Jenseits.

Dank einer guten schauspielerischen Leistung, eines gelungenes Bühnenbildes und jeder Menge optischer und akustischer Effekte wie einem Blaulichteinsatz oder dem Abspielen von Herzschlägen gelingt es den jungen Schauspielern, eine spannende und unterhaltsame Atmosphäre aufzubauen und einen tosenden Applaus zum Abschluss einzuheimsen, von dem selbst der im Stück so gefeierte „Orpheus Superstar“ nur träumen kann.

 

Björn Sönnichsen